3.1 Frauen
Ausgangslage
Die angemessene Berücksichtigung der Rolle von Frauen und Mädchen im Integrationsprozess, ihrer Potenziale und spezifischen Bedürfnisse wie auch ihrer besonderen Probleme ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Die Bedeutung der Frauen in der Integrationspolitik hat auch eine quantitative Komponente: In Laufe der Einwanderungsgeschichte der letzten Jahrzehnten hat es eine erhebliche Verschiebung der Geschlechterproportion gegeben, so dass der ursprünglich starke Männerüberhang innerhalb der eingewanderten Einwohnerschaft fast gänzlich ausgeglichen wurde. Mittlerweile sind 49,8 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hannover Mädchen und Frauen (bei der Einwohnerschaft ohne Migrationshintergrund sind es 52,9 Prozent).
Die Situation von Frauen mit Migrationshintergrund in Hannover ist vielschichtig. Auf der einen Seite wächst eine Generation selbstbewusster Frauen heran, die sich in unterschiedlichen Kontexten sicher bewegen. Viele dieser jungen Frauen sind in der Schul- und Berufsbildung erfolgreicher als männliche Migranten. Diese jungen Frauen stammen oft aus stabilen und intakten Familien, streben eine Berufstätigkeit an und sind beispielhaft für gelungene Integrationsprozesse. In der Mehrzahl orientieren sich diese Frauen an einem modernen, partnerschaftlichen Rollenverständnis, viele tragen Verantwortung als Mütter und prägen die Integration der nächsten Generation positiv.
Auf der anderen Seite ist in etlichen Familien mit Migrationshintergrund ein nach hiesigen Vorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit überholtes Geschlechterrollenbild zu beobachten. Insbesondere dort, wo auf Grund kulturell geprägter Tradition der Vorrang sozialer Beziehung in Widerspruch zum Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit gerät, sind Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund häufiger körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt als solche aus Familien ohne Migrationshintergrund.
Migrantinnen erfahren zudem immer noch in vielen Bereichen des täglichen Lebens eine doppelte Diskriminierung: als Frau und als Migrantin. Ihre gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wie auch ihr gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Arbeit, zu Gesundheits- und sozialen Regeldiensten wird durch die Verflechtung von Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder Hautfarbe und gegebenenfalls der Religion erschwert.
Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund und deren Möglichkeiten ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zu führen, gehören zu den zentralen Zielen der hannoverschen Gleichstellungs- und Integrationspolitik. Jegliche Gewalt gegenüber Frauen, sei es in Form häuslicher Gewalt, in Form von Zwangsheirat, Bedrohung mit so genanntem „Ehrenmord“ oder Kindesentführung, sei es in Form von Zwangsprostitution oder Menschenhandel ist unvereinbar mit den elementaren Menschenrechten und der Menschenwürde.
Der Schutz von Migrantinnen ist seit 2001 durch die „Beratungsstelle für von MännerGewalt betroffenen Migrantinnen“ (SUANA) als ein Schwerpunkt im „Hannoverschen Interventionsprogramm gegen MännerGewalt in der Familie“ (HAIP) verankert. Die weiteren HAIP-Bausteine, als da sind: Runder Tisch gegen MännerGewalt, Frauenhäuser, Mädchenhaus, Waage e.V. und Männerbüro, leisten ebenfalls notwendige Beiträge zum Opferschutz von Frauen/Migrantinnen. Durch Arbeitskreise wie den AK „Migrantinnen“, AK „Zwangsheirat“ und AK „Gewalt gegen Kinder in gewaltbelasteten Familien“ sowie die vorhandenen Netzwerke aller mit häuslicher Gewalt konfrontierten Institutionen und Einrichtungen in Hannover wird gewährleistet, dass die unterschiedlichen Maßnahmen konstruktiv reflektiert und weiterentwickelt werden. Das vom Land initiierte aufsuchende Beratungs- und Unterstützungsangebot durch die „Beratungs- und Interventionsstellen (BISS) für Opfer häuslicher Gewalt“ ist seit seiner Gründung 2005 in die HAIP-Arbeit einbezogen. BISS kommt im Opferschutz eine besondere Bedeutung zu, da die aufsuchende Unterstützung von Migrantinnen überproportional zur Vergleichsgruppe der Frauen ohne Migrationshintergrund in Anspruch genommen wird und gute Erfolge zeigt.
Ziele
- Die Integrationspolitik der Stadt Hannover widmet den spezifischen Lebenslagen von Frauen und Mädchen besondere Beachtung und fördert ihre gesellschaftliche Teilhabe in allen Feldern.
- Der Schutz der Frauen vor jeglicher Form von Gewalt wird angestrebt. Das Angebot von Informationen und die Bereitstellung allgemeiner und spezifischer Beratungs- und Schutzangebote wird gesichert und der Bedarfslage angepasst.
- Das Recht auf Selbstbestimmung und die Ächtung von Gewalt sowie von Zwangsheirat und Zwangsehe muss in allen Teilen der Stadtgesellschaft – einschließlich derer mit Migrationshintergrund – selbstverständlich werden.
- Müttern mit Migrationshintergrund ist beim Besuch von Angeboten der Integration nach Möglichkeit eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung anzubieten.
Handlungsansätze
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