Polizeidirektion Hannover

Polizei warnt vor Schock­anrufen und Betrug an der Haustür

Nach wie vor werden in der Region Hannover Betrugsstraftaten angezeigt, bei denen die Täter hohe Geldsummen und Wertsachen erbeuten konnten. Die Polizei Hannover warnt deshalb erneut vor Anrufen von Enkeltrickdieben und falschen Polizeibeamten und erläutert deren Vorgehensweise.

Sorgt für Sicherheit: die Polizei (Symbolbild)

Senioren als Zielgruppe

Die Polizei Niedersachsen verzeichnete im Jahr 2023 eine mittlere siebenstellige Schadenssumme für das Phänomen Falsche Polizeibeamte sowie eine niedrige siebenstellige Schadenssumme für das Phänomen Enkeltrick. Die jeweilige Schadenssumme wurde durch eine niedrige dreistellige Anzahl vollendeter Taten (Falsche Polizeibeamte) bzw. eine mittlere zweistellige Anzahl vollendeter Taten (Enkeltrick) verursacht. Die Gesamtzahl der Straftaten des Phänomens Falsche Polizeibeamte lag im mittleren vierstelligen Bereich. Beim Phänomen Enkeltrick registrierte die niedersächsische Polizei eine niedrige vierstellige Zahl.

Die Täter suchen gezielt nach Menschen, die Kinder im Erwachsenenalter haben könnten, weil sie unter anderem davon ausgehen, dass diese über entsprechende finanzielle Mittel verfügen. Dabei wenden die verschiedenen Täter unterschiedliche Betrugsmaschen an.

Enkeltrickdiebstahl

"Der Klassiker"

Bei dem klassischen Enkeltrickdiebstahl nimmt ein Täter telefonisch Kontakt zu einem Senior oder einer Seniorin auf, täuscht vor, dessen Angehöriger oder deren Angehörige (meist Enkelkind) zu sein und für beispielsweise einen Immobilien- oder Autokauf dringend Geld zu benötigen. Durch den vermeintlichen Enkel oder die vermeintliche Enkelin wird im Gesprächsverlauf (Bar-)Geld, Schmuck und Gold gefordert, welcher durch eine weitere Person von dem Senior oder der Seniorin abgeholt werden soll.

"Wir sind von der Polizei"

Eine weitere Vorgehensweise der Trickbetrüger kombiniert den Enkeltrick mit dem Ausgeben als angebliche Polizeibeamte. Beispielsweise wird den Angerufenen vorgegaukelt, dass eine angehörige Person einen schweren Verkehrsunfall verursacht hätte, bei dem zwei Kinder einer schwangeren Frau tödlich verletzt worden sei. Zur Verhinderung einer Inhaftierung des angehörigen Unfallverursachenden sei eine Kaution beim Amtsgericht zu zahlen. Auf die geschockten Senioren wird in der Folge massiver Druck durch mehrere Sprecher wie Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter ausgeübt, so dass diese schließlich dazu bewegt werden, ihr Geld bereitzustellen.

"Rate mal, wer hier spricht"

"Rate mal, wer hier spricht!", so beginnt häufig die Masche eines anderen Phänomens: der sogenannte Enkeltrick ist eine von den Betrügerbanden genutzte Variante, um ältere Menschen um ihre Ersparnisse zu bringen. Nachdem die Seniorinnen und Senioren geraten haben, wer am Telefon ist, haben die Täter dann leichtes Spiel und kennen den Namen eines Familienangehörigen. Der vermeintliche Familienangehörige täuscht dann eine finanzielle Notlage vor. Das kann beispielsweise ein Unfall, ein Autokauf oder eine Rechnung sein.

Die angerufene Person wird dann von den Tätern unter Druck gesetzt, da behauptet wird, dass die Lage äußerst dringlich sei. Haben die potenziellen Geschädigten kein Bargeld zu Hause, werden sie von den Callcenter-Agenten zur Bank geschickt, um das Geld so schnell wie möglich zu holen.

Die Polizei Niedersachsen hat zur Bekämpfung des Phänomens Enkeltrick einige Tipps für Bürgerinnen und Bürger zusammengestellt:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selbst mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen zu nennen.
  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.
  • Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
  • Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen. Nachfragen schützt.
  • Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehenden Personen.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen, auch nicht an die Polizei.
  • Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, legen Sie aktiv auf und informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.

Falsche Polizeibeamten

Beim Phänomen der falschen Polizeibeamten versuchen die Täter mit einer speziellen Technik, dem sogenannten Call ID Spoofing, den Angerufenen vorzutäuschen, mit der 110 (z. B. 0511 - 110) oder einer Vorwahlnummer aus dem Wohnbereich anzurufen. Die Täter halten sich hierbei jedoch meistens im Ausland auf. Beim anschließenden Gespräch sind die Täter so überzeugend, dass die potenziellen Geschädigten leicht auf ihre Geschichte reinfallen können. So berichten die Täter von umherziehenden Einbrecherbanden oder korrupten Bankmitarbeitenden. Geschickt vermitteln sie älteren Menschen ein Gefühl der Unsicherheit. Dieses nutzen sie dann aus, um die Seniorinnen und Senioren zur Herausgabe ihrer Vermögensgegenstände zu bewegen, um diese dann in die vermeintliche polizeiliche Verwahrung zu nehmen.

Damit es gar nicht erst so weit kommt und die Wertgegenstände bei den Betrügerbanden landen, hat die Polizei Niedersachsen die wichtigsten Infos zusammengestellt:

  • Die Polizei wird Sie niemals um Geld oder Wertsachen bitten.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und übergeben Sie grundsätzlich niemals Geld oder Wertsachen an fremde Personen.
  • Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung.
  • Legen Sie einfach auf. Beenden Sie aktiv das Gespräch.
  • Die Polizei ruft niemals mit der Rufnummer 110 oder einer Vorwahl und 110 an.
  • Ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu und verständigen Sie über den Notruf 110 die Polizei.

Betrüger möchten meist in die Wohnung gelangen

Betrüger an der Haustür, die sich vornehmlich als Hilfsbedürftige, Handwerker, Mitarbeiter der Stadtwerke o.ä. ausgeben, haben meist das Ziel, in die Wohnung zu gelangen. Durch durchdachte Ablenkungsmanöver wird nach Bargeld, Schmuck oder Wertgegenständen gesucht. Andere Täter suchen gezielt ältere Menschen auf, um sogenannte Haustürgeschäfte abzuschließen. Geschickt wird man dazu gedrängt, ein Abonnement abzuschließen, einen Vertrag zu unterschreiben oder eine Spende zu leisten. Hierbei wird mit Schnäppchen- oder Gratisangeboten gelockt.

Falsche Handwerker

Eine weitere Masche von Haustürgeschäften ist das Anbieten von spontanen Handwerkerleistungen an der Haustür oder mittels Flyer im Briefkasten. Dabei werden oftmals mit betrügerischer Absicht Stein- und Pflasterarbeiten oder Reparaturarbeiten an Gebäudedächern oder Regenrinnen zu günstigen Preisen offeriert. Sofern die Arbeiten ausgeführt werden, sind diese in vielen Fällen nicht fachgerecht ausgeführt worden oder die Kunden erleben eine "böse" Überraschung, wenn die Rechnung kommt. Die Polizeidirektion Hannover warnt jedoch vor Betrügereien oder Trickdiebstählen in diesem Bereich.

Immer wieder werden bei diesen Haustürgeschäften die Dienstleistungen zu einem überzogenen Preis angeboten oder gar nicht oder nur zum Teil erfüllt, das komplette Honorar dafür jedoch eingestrichen.

Keine Haustürgeschäfte machen

Man sollte auch niemals etwas an der Haustür kaufen oder unterschreiben. Die angebotenen Gegenstände (zum Beispiel Teppiche, Besteck, Schmuck) oder Handwerkerleistungen sind meist nur geringwertig oder gar wertlos. Man sollte auch nichts unter Zeitdruck unterschreiben und sich weder beeindrucken noch verwirren lassen. Die Vertragsbedingungen sollten gründlich durchgelesen und bei Bedarf erklärt werden lassen. Ratsam ist auch, unaufgefordert kommende "Vertreter" oder "Verkäufer" nicht in die Wohnung zu lassen.

Man sollte nur Handwerker in die Wohnung lassen, die man selbst bestellt hat oder die von der Hausverwaltung angekündigt wurden. Man sollte sich auch energisch gegen zudringliche Besucher wehren. Am besten, man spricht sie laut an oder ruft um Hilfe. Man sollte sich bewusst machen, dass man grundsätzlich nicht verpflichtet ist, jemanden unangemeldet in die eigene Wohnung zu lassen. Man könnte mit Nachbarn, die tagsüber zu Hause sind, die Vereinbarung treffen, sich bei unbekannten Besuchern an der Wohnungstür gegenseitig Beistand zu leisten.

Weitere Informationen 

Weitere Informationen zu diesen und anderen Themen der Kriminalprävention gibt es bei der Kontaktbeamtin oder dem Kontaktbeamten der örtlichen Polizeidienststelle oder beim zuständigen Präventionsteam der Polizeiinspektionen Burgdorf, Garbsen und Hannover.

Das Amtsgericht Hannover betreibt einen extra eingerichteten Servicepoint, welcher bei Fragen zu möglichen Zahlungen zurate gezogen werden kann. Die Polizeidirektion Hannover steht den Bürgerinnen und Bürgern von Stadt und Region im Falle eines solchen oder ähnlichen Anrufs mit dem Polizeinotruf 110 zur Verfügung. Für Fragen zu dieser oder anderen Betrugsmaschen können die durchgehend geöffneten Polizeikommissariate und -inspektionen angerufen oder persönlich aufgesucht werden.