Die Tiere sind wärmeliebend und bevorzugen daher zur Eiablage besonnte freistehende Eichen oder lichte Gruppen von Eichen.
Die Weibchen legen die Eier im Hochsommer plattenweise zu je 100 bis 200 Stück im Kronenbereich der Eichen ab. Je nach Witterung schlüpfen die Raupen des Eichenprozessionsspinners im darauffolgenden April oder Mai und durchlaufen in mehreren Wochen verschiedene Entwicklungsstadien und Häutungen. Die Raupen bilden große Nester aus, in denen sie in Ansammlungen zusammenleben und sich auch dort gemeinsam verpuppen. Diese Nester kann man auch lange nach dem Falterschlupf noch in befallenen Eichen sehen.
Seinen ungewöhnlichen Namen hat der Eichenprozessionsspinner von seiner Eigenart, als Raupe in Gruppen zusammenzuleben und auf der Nahrungssuche in langen Reihen hintereinander, als sogenannte Prozession den Stamm hinaufzuwandern, um die austreibenden Knospen und Blätter von Eichen zu fressen.
Eichen mit deutlichen Fraßspuren sind nicht immer ein Zeichen für einen Befall, denn auch viele andere Raupen fressen an den Bäumen. Dazu gehören u. a. Eulenraupen, Spannerraupen (Kleiner und Großer Frostspanner, Eichenspanner), Wicklerraupen (Laubholzwickler, Eichenwickler) und Schwammspinner.
Für die betroffenen Eichen kann ein mehrmaliger Kahlfraß sehr belastend sein und im schlimmsten Fall auch zum Absterben des Baumes führen. Gesundheitlich gefährlich für den Menschen sind diese Raupen aber nicht.
Die Raupe des Eichenprozessionsspinners kann man daran erkennen, dass sie
- auffällig behaart ist (zunächst orangebraun mit dunklen Haaren, später gräulichschwarz mit hellgrauen Haaren),
- in Gruppen den Stamm entlangwandert und
- gespinstartige Nester ausbildet.
Der Nachtfalter selbst ist harmlos und ein Treffen auf den Menschen ungefährlich, aber seine Raupen bilden im Laufe ihrer Entwicklung als Schutz vor Fressfeinden neben der Fülle von langen feinen Härchen winzige, kaum erkennbare Brennhaare aus. Diese Brennhaare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das bei Mensch und Tier entzündliche Reaktionen auslösen kann.
Die feinen 0,1 bis 0,3 Millimeter langen mit Widerhaken versehenen Haare der Raupen rufen bei Berührung schmerzhafte Entzündungen der Haut oder Schleimhäute hervor. Das Krankheitsbild der Haut mit Rötungen, kleinen Pusteln und starkem Juckreiz wird auch als Raupendermatitis bezeichnet und kann auch erst Stunden nach dem eigentlichen Kontakt auftreten.
Bei Kontakt mit den Augen ist besondere Aufmerksamkeit zu bewahren, da es zu Augenreizungen und ernsthaften Entzündungen kommen kann. Auch Allgemeinerscheinungen wie Schwindel, Benommenheit und Fieber sind möglich. Das Einatmen der Brennhaare kann Husten und Atemnot verursachen – bis hin zum anaphylaktischen Schock.
Deshalb gilt: wer sich in, an, unter oder in der Nähe von befallenen Eichen aufhält oder arbeitet, muss mit dem Auftreten von Gifthaaren rechnen. Alte Nester sollten in keinem Fall angefasst oder selbständig entfernt werden.
Besonders gefährdet sind daher: Bewohner im oder am Wald, Waldbesucher, Waldarbeiter, Forstbetriebe, Nutzer von Brennholz (Die Brennhaare der Raupen können noch an den Hölzern haften.)
- auf aktuelle Warnhinweise achten; Fundorte des Eichenprozessionsspinners im öffentlichen Raum werden in der Regel mit deutlichen Warnplakaten gekennzeichnet
- Wege nicht verlassen, befallene Eichen meiden
- befallene Gebiete, wenn möglich, von Mitte Mai bis Ende Juli nicht betreten
- auf Kinder und Haustiere achten
- weder Raupen noch Gespinste berühren
- auf keinen Fall sollten Nester eigenhändig entfernt werden, auch nicht im privaten Garten (hierfür gibt es Spezialfirmen)
- bei Kontakt schnellstmöglich Kleidung wechseln und waschen
- Duschen und Haare waschen
- bei Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden
- Keine falsche Scheu! Bei schweren Reaktionen wie Atemnot oder Asthma bitte den Rettungsdienst rufen
- Melden von befallenen Bäumen (s. u.: Wann und wo soll ich einen Befall melden)
Wie kann ich das Auftreten der Raupen des Eichenprozessionsspinners oder seiner Nester melden?
Auf keinen Fall sollten Nester eigenhändig entfernt werden. Damit gefährden Sie sich und andere! Nicht alle Nester müssen unbedingt und sofort beseitigt werden. Sollten Sie aber Nester bemerken, von denen eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht – zum Beispiel, weil sich dort Menschen häufig aufhalten (z.B. Parks, Friedhöfe, etc.) –, so können Sie diese Nester des Eichenprozessionsspinners bei den örtlichen Ordnungsämtern melden um den Schutze für sich und andere zu gewährleisten.
Sollten Sie darüber hinaus Fragen zum Gesundheitsschutz haben können Sie sich gerne unter folgenden Kontaktmöglichkeiten melden:
Fachbereich Gesundheitsmanagement
Team 53.50 Umweltmedizin
Telefon: 0511/616-44333
Email: umwelthygiene@region-hannover.de