Dr. Hugo Falkenheim
Im Jahr 2024 wurde ein Buch im Bestand der Stadtbibliothek Hannover aufgefunden, dessen Vorbesitzer der Privatgelehrte, Philosoph, Literaturwissenschaftler und Bibliothekar Dr. phil. Hugo Falkenheim war. Die Stadtbibliothek kaufte es 1944 von dem Bonner Antiquariat Ludwig Röhrscheid.
Hugo Falkenheim wurde am 6. Juni 1866 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Jakob Falkenheim und seiner Ehefrau Mathilde Falkenheim, geb. Cohn, geboren. Falkenheim studierte in Heidelberg Philosophie und wurde 1889 mit einer Dissertation zur kantischen Ästhetik bei Kuno Fischer promoviert. Anschließend war er als Privatgelehrter tätig und publizierte u.a. einige philosophische Schriften. Zudem arbeitete er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Universitätsbibliothek München.
Er war verheiratet mit der am 24. September 1869 in Halle/Saale geborenen, evangelisch getauften Rosa Jäger. Das Paar hatte zwei Söhne: den 1895 geborenen Reinhold und den 1898 geborenen Ernst.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde Hugo Falkenheim, der jüdischer Herkunft war und 1892 zum Protestantismus konvertierte, auf Grund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 1933 aus dem Bibliotheksdienst entlassen. Er starb am 21. Oktober 1935 in München.
Seine Witwe Rosa lebte nach seinem Tod weiter in München, bevor sie am 13. August 1944 im oberbayerischen Miesbach starb. Der in Berlin lebende Sohn Reinhold Falkenheim wurde als sogenannter „jüdischer Mischling“ nach der NS-Gesetzgebung ab November 1944 zu Zwangsarbeit bei der Organisation Todt verpflichtet. Er war in den Zwangsarbeitslagern Wichlinghausen, Arnheim und Amersfoort inhaftiert und wurde 1945 in den Niederlanden von alliierten kanadischen Truppen befreit.
Trotz seiner Entlassung aus dem Bibliotheksdienst und der damit nachgewiesenen NS-Verfolgung finden sich in den vorliegenden Quellen bisher keine Anhaltspunkte, dass Hugo Falkenheim oder seine Erb*innen Bücher aus ihrem Eigentum unter Zwang veräußern mussten. Daher stuft die Stadtbibliothek Hannover das Buch derzeit nicht als NS-Raubgut ein. Der Erwerbungszeitpunkt legt nahe, dass die Söhne die Bibliothek des Vaters nach dessen Tod und vor dem Tod der Mutter verkauften. Eine NS-Verfolgung Rosa und Ernst Falkenheims kann bislang nicht nachgewiesen werden.
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Hugo Falkenheims Buch in der Provenienzdatenbank Looted Cultural Assets:
Trendelenburg, Adolf: Logische Untersuchungen. Erster Band. Leipzig: Hirzel 1870 (3. Aufl.).
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Autogramm Hugo Falkenheims. Ein Schriftvergleich von eigenhändigen Unterschriften Falkenheims in einer Promotionsakte der Universität Heidelberg sowie in einer Personalakte der Universitätsbibliothek München erbrachten den Beweis, dass Hugo Falkenheim der Vorbesitzer war. (© StB Hannover)