Die 1861 im Stadtteil List vom hannoverschen Kaufmann Theodor Wilhelm Werner gegründete Fabrik zur Produktion und Reinigung von Federn und Daunen für Bettdecken und Kopfkissen sollte einmal mal eines der größten Unternehmen seiner Art in Deutschland werden.
1890 siedelte das Unternehmen in die neu errichtete Bettfedernfabrik am Fluss Ihme im Stadtteil Linden-Nord um, 100 Jahre später musste Konkurs angemeldet werden. Heute betreibt das Kulturzentrum Faust auf dem ehemaligen Fabrikgelände zahlreiche Veranstaltungsräume, zwei Gastronomie-Objekte und einen ökologischen Gewerbehof.
Reinigung und Veredelung von Bettfedern – made in Hannover
"1861 gründete der Kaufmann Theodor Wilhelm Werner im Immengarten des damals noch selbstständigen Dorfes List eine Firma für den Handel mit Bettfedern. Bereits nach einem Jahr tat er sich mit einem Kompagnon, dem Kaufmann Johannes Ehlers, zusammen und verlegte den Firmensitz nach Hannover in die Kirchwenderstraße 6. Neben den Handel mit Bettfedern trat ein weiteres Gewerbe: die industrielle Reinigung und Veredelung von Bettfedern. Importierte Rohfedern wurden mechanisch von Staub und Schmutz gereinigt, nach Qualität sortiert und schließlich gedämpft. Die Produktion erfolgte unter Einsatz von Dampfmaschinenkraft in einer für die Zeit typischen Fabrikanlage mit Kesselhaus, Hauptgebäude mit Fabriksaal, Nebengebäude und Löschwasserteich. Im Jahre 1875 übernahm der Neffe des Firmengründers, August Werner (1845 – 1916) die Firma. Unter seiner über 40jährigen Leitung expandierte das Unternehmen zu einem Betrieb, der in seiner Branche einen Spitzenplatz im Deutschen Reich einnahm. Als Vorreiter in diesem Produktionszweig führte Werner & Ehlers die so genannte Nassreinigung ein. Für die neuen Waschmaschinen reichte das Gelände nicht aus, zudem wurden erhebliche Mengen an Wasser benötigt. So wurde der Standort in der Kirchwenderstraße aufgegeben und der Betrieb in ein neues Gewerbegebiet verlegt, an jene Stelle, wo die Ihme in die Leine mündet – den heutigen Standort." (Quelle: http://www.kulturzentrum-faust.de/ueber-uns/geschichte-der-bettfedernfabrik.html).
Aus der Bettfedernfabrik wird das Kulturzentrum Faust
1890 nahm die neue Bettfedernfabrik Werner & Ehlers im hannoverschen Stadtteil Linden-Nord den Betrieb auf, mehr als 100 Mitarbeiter waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Reinigen von aus China importierten Rohfedern durch moderne Waschmaschinen beschäftigt. Die Geschäfte liefen derart glänzend, dass August Werner der Stadt sogar ein Kindererholungsheim auf dem Lindener Berg spendierte, in dem heute der Jazz-Club Hannover e.V. untergebracht ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik während der Luftangriffe auf Hannover zerstört und in den Jahren 1948-49 wieder aufgebaut (aus dieser Zeit stammen auch die Gebäude für die Warenannahme und die Verwaltung). Die Wirtschaftswunderjahre erlaubten 1954 den Bau einer großen Versand- und Lagerhalle nach den Plänen des hannoverschen Architekten Ernst Zinsser. Die so genannte "Zinsserhalle" und das ehemalige Kesselhaus mit Schornstein sowie ein Teil der früheren Fabrikmauer an der Leinaustraße stehen heute unter Denkmalschutz. Internationale Konkurrenz und die steigende Beliebtheit von synthetischen Füllstoffen für Decken und Kissen zwangen das Traditionsunternehmen nach 129 Jahren in die Insolvenz, im August 1990 musste die Bettfedernfabrik mit damals nur noch rund 30 Angestellten Konkurs anmelden. Bereits im Jahr darauf gründete sich der aus einer Lindener Bürgerinitiative hervorgegangene Verein Faust e.V. (der Name steht als Abkürzung für "Fabrik-Umnutzung und Stadtteilkultur") und begann ab Dezember 1991, das Fabrikgelände im Herzen des hannoverschen Stadtteils Linden in ein soziokulturelles Stadtteilzentrum umzuwandeln.
Kunst, Kultur und Kulinarisches
Heute befinden sich auf dem über 6.300 Quadratmeter großen Grundstück der ehemaligen Bettfedernfabrik, das in Hannover nur Faust-Gelände genannt wird, zahlreiche Einrichtungen für Bildung, Kunst, Kultur, Kulinarisches und Soziales. In der ehemaligen Warenannahme gibt es ein Theater (das auch als Veranstaltungsraum für Ausstellungen und Poetry Slams genutzt wird), die 60er Jahre Halle für Konzerte, eine Kunsthalle, die Club-Kneipe Mephisto, das "Der Nachbarin"-Café und der Biergarten Gretchen sowie der 1995 gegründete Ökologische Gewerbehof Linden, in dem neben Firmen für Handel, Handwerk und Dienstleistung auch das hannoversche Lokal-Radio "Flora" zuhause ist.