Erinnerungsort

Sinti-Lager im Altwarmbüchener Moor

Aus Hannover wurden von März 1943 bis Februar 1944 mindestens 113 Sinti nach Auschwitz deportiert. Viele von ihnen lebten vor ihrer Deportation in einem Sammellager im Altwarmbüchener Moor, in welches sie die Stadt Hannover seit 1938 zwangseingewiesen hatte. Seit 1997 erinnert ein Mahnmal im Altwarmbüchener Moor an die Opfer.

Sinti-Mahnmal im Altwarmbüchener Moor, 2023

Die Diskriminierung und Verfolgung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten setzte die schon während der Weimarer Republik betriebene "Landfahrerpolitik" fort und verschärfte dieses. Während der Weimarer Republik befanden sich in Hannover mehrere Standplätze für die Wohnwagen der Sinti und Roma. Einige von ihnen wohnten auch in der Stadt, zumeist in der Altstadt oder der Calenberger Neustadt. Im Jahr 1938 richtete die Stadtverwaltung dann im Altwarmbüchener Moor ein kommunales Sammellager ein, in das zunächst diejenigen eingewiesen wurden, die auf Stellplätzen lebten. Vergleichbare Lager gab es auch in anderen Kommunen in Norddeutschland. Ab 1942 wurden in Hannover auch diejenigen, die in Wohnungen lebten, nach und nach in das Sammellager gezwungen.

Anfang März 1943 begann die Deportation der Sinti aus Hannover in das Konzentrations und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Das Lager im Altwarmbüchener Moor wurde vermutlich  in der Nacht zum 1. März 1943 von Polizisten umstellt und viele Sinti verhaftet. Zusammen mit Sintis, die noch in Wohnungen in der Stadt gelebt hatten, wurden sie mit Lastwagen zum Bahnhof Fischerhof gebracht, von wo aus sie mit dem Zug in das "Zigeunerfamilienlager" in Auschwitz-Birkenau transportiert wurden. Grundlage der Deportation der Sinti und Roma in Deutschland bildete der sogenannte "Auschwitz-Erlass" Heinrich Himmlers vom Dezember 1942.

Forschungen haben ergeben, dass im März 1943 mindestens 750 Sinti und Roma aus dem Bereich des heutigen Niedersach­sens nach Auschwitz deportiert wurden. Etwa 100 kamen aus Hannover. 27 lebten zuvor im Lager im Altwarmbüchener Moor. Insgesamt wurden von März 1943 bis Februar 1944 aus hannover mindestens 113 Sinti nach Auschwitz deportiert. Mehr als die Hälfte der Deportierten waren Kinder.

An die Namen und das Schicksal von 80 Deportierten erinnert seit dem 3. März 1997 ein Mahnmal am früheren Eingang zum Sammellager im Altwarmbüchener Moor, gestiftet vom  Niedersächsischen Verband Deutscher Sinti. Das Mahnmal ist aus Holz gefertigt, in der Form eines Tores. Der Querbalken trägt die Inschrift: "Das Tor von Auschwitz war der Eingang zur Hölle". In das Holz des Mahnmals sind die Namen von mindestens 80 deportierten Sinti eingraviert und darunter auch der Name des Sinto-Boxers Johann "Rukeli" Trollmann aus Hannover sowie die Namen weiterer Mitglieder der Familie Trollman. Auf den stilisierten Torpfosten befinden sich zwei Bibelverse und das christliche Fischsymbol mit der Aussage "Jesus siegt". In die Pfosten ist mehrfach der Buchstabe "Z" eingraviert, welchen die Sinti und Roma in den Konzentrationslagern an ihrer Kleidung tragen mussten.
Das Denkmal wurde schon bald nach der Einweihung, am Pfingstwochenende 1998 teilweise zerstört. Am 19. September 1998 wurde es erneut eingeweiht.