Kulturprogramm
Hannover feiert 350 Jahre Großer Garten
2025 feiern die Herrenhäuser Gärten ein besonderes Jubiläum: Der Große Garten, eine der bedeutendsten Barockanlagen Europas, wird 350 Jahre alt. Hannover würdigt sein wertvolles Erbe mit einem umfassenden Kultur- und Informationsprogramm in den kommenden Monaten.
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Oberbürgermeister Belit Onay, Gartendirketorin Dr. Anke Seegert, Kulturdezernentin Eva Bender und die Präsidentin der Klosterkammer Hannover Dr. Thela Wernstedt
Den Auftakt macht die Ausstellung „Gartenkunst aus Meisterhand“ in der Orangerie Herrenhausen. Sie zeigt vom 14. Februar bis 6. April und später noch einmal vom 18. Juli bis 5. Oktober die Geschichte des Gartens mit dem Schwerpunkt Orangeriekultur. Zwischen Palmen, Zitrusbäumchen und anderen subtropischen Pflanzen informieren 14 reich bebilderte Stationen über die aufwändige Pflege der kostbaren Herrenhäuser Kübelpflanzensammlung einst und heute.
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Ausstellung in der Orangerie
Orangerie wieder in der ursprünglichen Funktion
Die Orangerie, längst ausschließlich Veranstaltungsort, präsentiert sich im Jubiläumsjahr wieder in ihrer ursprünglichen Funktion als Überwinterungshaus. Besucher*innen können die Spuren der früheren Nutzung entdecken, zum Beispiel den einstigen Heizgang oder den historischen Wagen für den Transport der großen Pflanzen.
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung bietet Vorträge, Führungen und Konzerte sowie ein Citrus-Fest am 15. und 16. März. Im Shop „Limoni“ sind besondere Zitruspflanzen und Zitrus-Souvenirs erhältlich. Zur Eröffnung der Ausstellung sagte Oberbürgermeister Belit Onay: „Dieser besondere Geburtstag ist mehr als nur ein Rückblick auf 350 Jahre Geschichte – er lädt uns ein, über die Bedeutung dieses Gartens nachzudenken. Wir feiern die Herrenhäuser Gärten als Aushängeschild unserer Stadt, ein Zentrum des kulturellen Lebens und ein Ort, der Geschichte atmet und dennoch offen für die Zukunft ist.“
Gärten stärken Kulturstandort Hannover
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Stich, um 1725
Kulturdezernentin Eva Bender betont: „Für Hannover bedeuten die Herrnhäuser Gärten nicht nur einen Ort der Ruhe und Erholung, sondern auch eine Brücke zwischen Tradition und Moderne. Sie sind ein kultureller Leuchtturm, der über die Grenzen unserer Stadt hinausstrahlt und Hannover als Kulturstandort stärkt. Sie waren und sie sind indentitätsprägend für unsere Stadt.“
Der Große Garten entstand ab 1675 und ist der älteste der vier Herrenhäuser Gärten, zu denen auch der Berggarten, der Georgengarten und der Welfengarten gehören. Der Große Garten wurde als repräsentativer Lustgarten der fürstlichen Sommerresidenz angelegt und nach und nach ausgebaut. Der südliche Teil aus dem 18. Jahrhundert diente früher dem Anbau von Obst. Schon ab 1763 war der Garten auch für Publikum geöffnet. 1966 feierte die Stadt den 300. Geburtstag des Gartens – irrtümlich, wie man heute weiß. Die Historikerin Heike Palm hat anhand historischer Quellen nachgewiesen, dass 1675 das korrekte Geburtsjahr ist.
Enormer Aufwand für die Pflanzenkultur
Den Aufwand, der einst für die Pflanzenkultur betrieben wurde, kann man sich heute kaum vorstellen. Die Ausstellung führt vor Augen, was alles nötig war, damit die hannoverschen Herrscher kostbare Zitrusgewächse präsentieren konnten. Sie ließen dazu unter anderem eigens dafür das Galeriegebäude und das Orangeriegebäude errichten, in Stand halten und umbauen. Damit die Gewächse im Sommer standesgemäß gezeigt werden konnten, legte man einen repräsentativen Platz im Garten an, den Orangenplatz.
Gärtner Georg Ernst Tatter wurde 1734 mitsamt seiner Exotensammlung eingekauft und begründete die Kübelpflanzentradition der Herrenhäuser Gärten. Die Sammlung umfasst heute rund 1000 Exemplare. Hinzu kamen früher hohe Kosten für die Gefäße und der aufwändige Transport zur Ein- und Auswinterung. Im 18. Jahrhundert stellte die Gartenverwaltung im Frühjahr und im Herbst für vier Tage 80 Männer dafür ein. Die Beheizung der Orangerie in den Wintermonaten war bis Ende des 19. Jahrhunderts, als Warmwasserheizungen installiert wurden, problematisch. Holz und Torf kamen in großen Öfen zum Einsatz. Ein Versuch mit Kohle ließ die kostbaren Pflanzen eingehen.
Zitrusfrüchte bereicherten den Speiseplan
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Shop in der Ausstellung
Die aufwändig kultivierten Zitrusfrüchte waren nicht nur zum Anschauen da. Sie bereicherten auch den fürstlichen Speiseplan, hauptsächlich in Form von Süßspeisen und Limonaden. So arbeiteten in der „Zuckerkammer“ der hannoverschen Hofküche um 1700 zwei französische und zwei deutsche Konditoren. Sie zauberten raffinierte Desserts sowie Limonaden und konservierten Früchte; überschüssige Früchte wurden verkauft. Die Ausstellung zeigt in Text und Bild die Facetten der aufwändigen Pflanzenkultur im Laufe der Jahrhunderte. Zum Vergleich wird die heutige gärtnerische Praxis dargestellt, die ein Kern-Team von fünf Mitarbeiter*innen leistet.
Prof. Dr. Anke Seegert, Direktorin der Herrenhäuser Gärten, sagte anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Orangerie „Wir freuen uns sehr, dass dieser historische Überwinterungsort einmal wieder mit Palmen und duftenden Zitruspflanzen zu erleben ist. Die Ausstellung bietet Gartengeschichte für alle Sinne – fundiert, farbenfroh, fröhlich und unterhaltsam“.
Vorträge, Führungen und ein Citrus-Fest
Die Themen der Ausstellung werden in einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm vermittelt, in Vorträgen und Führungen mit Historiker*innen und Orangerieexpert*innen. Beim Citrus-Fest am 15. und 16. März bieten die Profis der Herrenhäuser Gärten praktische Beratung zur Zitruspflege, zum Schnitt und zur Veredelung. Hinzu kommen Mitmachaktionen für jüngere und ältere Besucher*innen. Internationale Fachleute halten Vorträge. Zweimal wird die Ausstellung zur Bühne für klassische Konzerte: Am 25. Februar erklingen in der Reihe „Herrenhausen Barock“ Werke der begeisterten Gärtner Telemann und Händel. John Cages Sound der Botanik kann man am 28. März erleben.
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Citrus limon 'Cuoriforme'
Orangenplatz nach altem Vorbild hergerichtet
Der Große Garten selbst wurde zum 350. Geburtstag herausgeputzt. Der Orangenplatz vor dem Galeriegebäude ist wieder so angelegt worden, wie er im 18. Jahrhundert aussah. Er bietet der kostbaren Zitrussammlung ab Mitte Mai eine sommerliche Bühne, jetzt wieder ohne historisierende Elemente der 1960er Jahre. Im Feigengarten hinter der Grotte von Niki de Saint Phalle offenbaren die überarbeiteten Erdgewächshäuser, wie raffiniert sie früher zur Treiberei beheizt wurden. Der Pferdemist, der einst für Wärme sorgte, kommt allerdings nicht mehr zum Einsatz.
Auch Obstanbau ist im Großen Garten wieder zu finden. Einer der sogenannten Triangelgärten am Südostende des Großen Gartens nahe der Großen Fontäne ist mit Apfelbäumen in historischen Sorten bepflanzt worden, um an die frühere Funktion als Nutzgarten zu erinnern. Pflanzenliebhaber*innen können sich auf das Aurikeltheater freuen: Die farbenfrohen Frühblüher präsentieren sich im April nach historischem Vorbild auf Holzgestellen. Zur Barockzeit erfreuten sich die zarten Blumen besonderer Beliebtheit, noch heute sind sie begehrte Sammlerstücke.
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Parterre von oben
Kulturprogramm zum Jubiläum auch im Sommer
Ab Mitte Juli bis Anfang Oktober ist die Ausstellung „Gartenkunst aus Meisterhand“ erneut in der Orangerie zu sehen. In der Sommersaison finden weitere Vorträge und Führungen zum Jubiläum statt und auch das Kulturprogramm in den Herrenhäuser Gärten steht im Zeichen des Geburtstags, zum Beispiel der Internationale Feuerwerkswettbewerb. Ein Höhepunkt ist das Sommerfest am 23. August. Gemeinsam mit Partner*innen laden die Herrenhäuser Gärten Jung und Alt zu einem bunten Programm mit Musik, Spiel und Spaß im Großen Garten ein. Der Vorverkauf für das Sommerfest beginnt am 3. April.
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Ausstellung "Gartenkunst aus Meisterhand" in der Orangerie
Die Stiftung Niedersachsen und die Klosterkammer Hannover fördern das Jubiläum. Partner ist Hannover Marketing und Tourismus. Partner des Sommerfests am 23. August sind die VolkswagenStiftung, das SEA LIFE Hannover, das Museum Wilhelm Busch, das Hardenbergsche Haus, die KunstFestSpiele Herrenhausen, die Schloss Herrenhausen Veranstaltungs- und Betriebs GmbH, die Freunde der Herrenhäuser Gärten und Grauwinkels Schlossküche.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Ausstellung „Gartenkunst aus Meisterhand“ ist vom 14. Februar bis 6. April täglich geöffnet, montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr. Der Shop „Limoni“ in der Orangerie ist montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und an den Wochenenden von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Besuch der Ausstellung, die Führungen und Vorträge sind im Eintrittspreis der Herrenhäuser Gärten enthalten. Bis Ende März beträgt der Eintritt 6 Euro, ermäßigt 5 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre ist der Eintritt frei.
Das Sommerfest am 23. August mit zahlreichen Partner*innen, darunter die Volkswagen Stiftung, SEA LIFE Hannover, das Museum Wilhelm Busch, das Hardenbergsche Haus und Grauwinkels Schlossküche lädt alle dazu ein, das Jubiläum gebührend zu feiern. Viele Aktionen lassen die Barockzeit wiederaufleben und sprechen insbesondere Familien an.
Herrenhäuser Gärten
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Der Große Garten in Herrenhausen