Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Müllbeseitigung vor dem Stellwerk – die Szene putzt selbst

"Szeneputzen" am Kontakt- und Konsumraum Stellwerk: Mittwochs sammeln abhängigkeitserkrankte Menschen selbst Müll und reinigen den Vorplatz.

Reinigungsutensilien für das "Szeneputzen" am Stellwerk

Am Kontakt- und Konsumraum Stellwerk ist seit Mitte November 2024 mittwochs ein besonderer Tag: Abhängigkeitserkrankte Menschen, die sich auf dem öffentlichen Vorplatz vor dem Stellwerk aufhalten, sammeln Müll und reinigen den Vorplatz selbst. Das Projekt „Szeneputzen“ hat das Ziel, den Menschen eine sinnvolle Beschäftigung, aber auch eine kleine Verdienstmöglichkeit von zehn Euro pro Einsatz zu geben. Die Aktion wurde gemeinsam von der Landeshauptstadt Hannover (LHH), La Strada und dem Stellwerk, einer Einrichtung der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen, entwickelt. Die Stadt finanziert es in diesem Jahr mit 6.000 Euro.

Teilhabe, Struktur, Wir-Gefühl und Verantwortung

 „Mit diesem niedrigschwelligen Angebot erleben die Menschen das Gefühl von Teilhabe, es schafft Struktur, ein Wir-Gefühl und auch Verantwortung für die eigene Umgebung. Ich freue mich, dass das Projekt so gut angenommen wird. Es ist wichtig, dass diese Menschen, die mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben, nicht in der Öffentlichkeit stigmatisiert und bloßgestellt werden, sondern durch Aktionen wie diese auch ein positives Bild von sich zeigen können“, bewertete Sozialdezernentin Sylvia Bruns das Projekt.

Reinigungstage mittwochs mit fester Uhrzeit

Meist beginnt der Einsatz mittwochs zu einer festen Uhrzeit mit einem Kaffee und der Verteilung der Aufgaben. Einige Teilnehmende sind regelmäßig dabei. Sie sind bei der Arbeit sehr zuverlässig und engagiert. Bei der Aktion kommen immer mehrere Müllsäcke zusammen. Pro Einsatz werden vier „Plätze“ vergeben. Insgesamt gibt es derzeit eine Gruppe von zehn Interessierten. An den Reinigungstagen sind sowohl Kolleg*innen vom Stellwerk als auch der LHH gemeinsam vor Ort und begleiten die beispielgebende Aktion. Die Suchthilfe hatte sich gemeinsam mit dem Dezernat für Soziales und Integration der Landeshauptstadt Hannover im vergangenen Jahr im Zuge der Verbesserung der Aufenthaltsqualität am Fernroderplatz Gedanken gemacht, wie das Thema Sauberkeit auf dem Vorplatz Fernroder Straße verbessert werden kann.

„Die Hoffnung ist, dass durch die eigene Reinigung auch etwas mehr Verantwortung für den Platz übernommen wird, und das zeigt sich in kleinen Ansätzen bereits“, sagte Fabienne Kuschel, stellvertretende Leitung und zuständig für das Streetwork des Stellwerks. Seit dem Start sei es erkennbar sauberer. Wichtig sei, dass die Menschen Selbstwirksamkeit erleben. Die feste Struktur schaffe Kontinuität und bewirke bei vielen ein positives Selbstwertgefühl, so Kuschel weiter. Es gibt bereits Überlegungen, das Projekt auszuweiten.