209 versklavte Menschen aus Afrika schufteten auf der Plantage am Ufer des Para-Flusses. Sie rodeten den Urwald und bauten tropisches Holz für den Export an. Beaufsichtigt und gepeinigt wurden sie von drei Weißen. Der Name der Plantage in Niederländisch-Guayana, dem heutigen Surinam: Hannover. Wer ihr im 18. Jahrhundert diesen Namen gegeben hat, weiß man nicht mehr. Sicher ist, dass in den damaligen niederländischen und britischen Kolonien auch Deutsche von Ausbeutung und Versklavung profitierten. Diesem traurigen Kapitel lokaler Geschichte geht das Historische Museum in der Ausstellung „Von goldenen Kutschen und kolonialer Vergangenheit“ nach. Passend dazu empfiehlt das Onlineshop-Team der Museumsfreunde das Buch „Hannover – Spuren in aller Welt“ von Hans-Ulrich Stockmann.
Durch Auswanderung, Eroberung und Kolonisation verbreitete sich der Name „Hannover“ in alle Welt. 86 Städte, Siedlungen und Ortschaften namens Hanover oder Hannover hat Hans-Ulrich Stockmann gezählt. Die meisten Hanovers gibt es in den USA. Doch auch in Kanada, Chile, Papua-Neuguinea und Südafrika haben die Hannoveraner Spuren hinterlassen. Deutsche Auswanderer benannten die neue Heimat nach der alten. Königstreue Briten wählten den Namen „Hanover“ (wie auch „Brunswick“ oder „Lunenburg“), um das welfische Königshaus zu ehren. Hans-Ulrich Stockmann hat alle Hanovers in den USA bereist und festgestellt: „Das typische Hanover ist nach wie vor eine ländliche Siedlung.“
Die Plantage „Hannover“ in Surinam wurde von den weißen Besitzern schließlich aufgegeben. Aber die Nachfahrerinnen und Nachfahren der Versklavten leben noch immer dort. Hans-Ulrich Stockmann hat recherchiert, dass viele von ihnen im 20. Jahrhundert für ein amerikanisches Unternehmen Bauxit abgebaut und zu Aluminium verarbeitet haben. Die Ausstellung regt dazu an, darüber nachzudenken, wo das Erbe von Sklaverei und Kolonialismus bis heute weiterlebt.
Hans-Ulrich Stockmann, Hannover - Spuren in aller Welt
Hannoversche Geschichtsblätter 55/2001, Beiheft 2, 15,00 €
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